Samstag, 2. November 2019

10 Tatsachen zu "Nur eine Petitesse" und Anja Gust


Hallo Ihr Lieben,

heute habe ich "10 Tatsachen zu "Nur eine Petitesse" und Anja Gust für euch:

1. Nach meinem im vorigen Jahr in St- Moritz verbrachten Winterurlaub, wurde ich wiederholt zu meinen Eindrücken befragt und ob es sich überhaupt lohnt, dorthin zu fahren. Dort würde einem ja doch nur das Geld aus der Tasche gezogen, denn die Schweiz wäre auch nicht mehr das, was sie mal war. Bisher verwies ich dazu stets auf den Polyglott, da ich mich nicht als Reiseführer berufen fühlte. Wenn ich aber jetzt gefragt werde, wieso ich dann ausgerechnet darüber einen Roman geschrieben habe, muss ich doch etwas tiefer ausholen und Dinge ansprechen, die nicht im Polyglott stehen. Am besten mit einem kleinen Resümee ganz persönlicher Eindrücke.
Bild: Pibybay

2. Weiß der Teufel, was mich ritt. Aber nach dem Motto, wenn schon, denn schon, gönnte ich mir damals einige Tage Urlaub in einem Nobelhotel der Superlative. Man frage mich jetzt bitte nicht nach dem Preis, sonst hielte man mich womöglich für verrückt! Ich tat das weniger aus meinem zuweilen noch jugendlichem Übermut heraus, noch aus dem krankhaften Bestreben einer persönlichen Aufwertung. Vielmehr war es meiner unerklärlichen Neugier geschuldet, nur einmal in die Welt der sog. Reichen und Schönen zu schnuppern und sei es um die Gefahr meines persönlichen Ruins. Natürlich ist das nichts weiter als ein Klischee, was zu meiner Enttäuschung nicht einmal bedient wurde. Und doch machte ich dabei ein paar erstaunliche Beobachtungen, die mich letztlich zu meinem Büchlein trieben.

3. Es begann bereits beim Einchecken, als man meinen Ausweis verlangte und mich von oben bis unten abschätzig maß. Angeblich zur Ausfüllung der Formalitäten, wie es hieß, in Wahrheit jedoch, um meine Bonität zu überprüfen – etwas, was hierzulande in dieser Form unüblich ist. Natürlich wurde auch sofort eine Kaution in Höhe von schlappen 1000 Euro fällig. Mein ‚american express‘ akzeptierte man nicht oder genauer, war ihnen zu popelig. Mag sein, dass mein verwachsenes T-Shirt und die zerschlissenen Jeans dazu beitrugen. Auch mochte sich meine Ente, mit der ich mich in der Wendeschleife vor dem Hotel zwischen die dicken Bentleys und Daimlers drängelte, nicht gerade en vogue erschienen sein. Aber was kümmerte es mich? Selbst für jemanden, der sonst in strenger Ökonomie lebt wie ich, darf doch wohl auch mal ein Ausbruch erlaubt sein.

4. Als mich dann noch das säuerliche Gesicht des Portiers ernüchterte - übrigens ein beleibter Herr, der mit seinem goldbetressten Ornat und der viel zu großen Mütze eher einem Zirkusdirektor glich und vom vielen Handaufhalten bereits einen Krampf in der Rechten bekommen hatte - konnte ich mich nicht enthalten, ihn etwas auf Rätoromanisch zu fragen. Ich hatte eigens dafür ein paar Sätze gelernt. Natürlich überforderte ich ihn damit. Und als dabei noch mein Kaugummi in einer großen Blase zerplatze, entgleiste sein Gesichtsausdruck vollkommen. Somit stand fest, ein Roman ohne Portier, wäre ein absolutes No-go.

5. Im Foyer begegnete ich vielen Gästen, unter ihnen auch einige sehr exaltierte Damen mit aufgespritzten Lippen und kleinem Hündchen an der Leine. Vor lauter Überheblichkeit bekamen sie kaum den Mund auf und hielten den Eingangsbereich offenbar für eine Art Catwalk. Ihnen allen war gemein, dass sie botoxbedingt nur milde lächelten, aus Furcht vor dem Platzen ihrer Masken. Wenn sie doch mal etwas sagten, blieben sie sehr einsilbig und geistig träge. Als sie mich sahen, guckte sie nur befremdet drein nach dem Motto: Wer hat denn die hier reingelassen, worauf ich jedes Mal mit einem dummen Grinsen reagierte. Und siehe, damit war die Figur meiner Lola geboren.
Cover: Pixabay

6. Dann aber traf ich am folgenden Abend im dortigen Casino, wo ich schon immer mal hinwollte, auf eine überaus merkwürdige Gestalt. Dabei handelte es sich um einen netten Herrn, der sich mir als Eventmanager vorstellte oder so was in dieser Art. Was genau, blieb aufgrund seiner verworrenen Umschreibung unklar, ließ mich aber ahnen, dass er es faustdick hinter den Ohren hatte. Allein die Art seiner Bewegungen und Gesten wirkten wie einstudiert. Mit vielen schönen Reden und vor allem einem strahlenden Lächeln, was irgendwie einer Mischung an die längst verblichenen Vico Torriani und Rudolf Prack gleichkam, schwärmte dieser Filou von den Vorzügen dieses Hauses und wurde nicht müde, mich in jeder nur erdenklichen Form zu umgarnen. Als ich ihm aber gestand, nur eine Studentin zu sein, die zurzeit von Bafög lebt und das Erbe der Oma verprasst, schwächte sich sein Lächeln merklich ab. Selbst sein zu Beginn noch so charmantes Gehabe wich zunehmend einer fahrigen Gereiztheit, ja sogar Empörung, wieso ich ihn überhaupt noch länger die Zeit raube. Er sagte das zwar nicht, ließ es mich aber spüren, vor allem, als er plötzlich aufsprang, um einer gerade eintreffenden älteren Dame mit einem teuren pelzverbrämten Mantel beim Schieben ihres Rollators zu helfen. Aus Verärgerung darüber, rief ich ihm noch nach, für ähnlich gelagerte Arrangements künftig ein stärkeres Mundwasser zu benutzen, was er aber zu meinem Bedauern nicht mehr hörte. Kurzum – ein Lackaffe par excellence! Wer mein Buch liest, wird sofort erraten, welche (Steil)Vorlage er mir für eine ganze bestimme Nebenfigur bot. Sie fängt mit E an und hört mit i auf. So viel schob mal vorab.

7. Als ich am nächsten Morgen im Restaurant dinierte, wurde ich dann tatsächlich Zeuge einer sehr unschönen Szene. Eine der dortigen Bediensteten, ein noch sehr junges Mädel von höchstens zwanzig Jahren, mir dunklen schütterem Haar und einem auffallend blassen Gesicht, kippte aus Versehen ein Kaffeekännchen um und beschmutzte damit das Kleid einer dort sitzend älteren Dame – übrigens der mit dem Rollator. Obwohl der Maitre sogleich herbeieilte und sich untröstlich zeigte, war die Betroffene nicht zu beruhigen. Fortwährend kreischte sie und rief übelste Schimpfworte aus. Es endete damit, dass das arme Mädchen vor Ort aufs Übelste abgekanzelt wurde, was diese Dame sichtlich genoss. Die Figur der Rosanna war geboren. Ich konnte mich natürlich nicht enthalten, dieser alten Ziege beim Hinausgehen noch den Finger zu zeigen. Aber bei mir verzichtete sie auf weiteres. Das wollte ich ihr auch geraten haben.

8. Während die Figuren des Alfredo und Lola, sowie Fioretta rein fiktiv sind, haben der Baron und Maurice wiederum Vorbilder. Hierzu sei last, but not least ein älterer Herr erwähnt, der mir gleich am ersten Abend aufgefallen war. Er saß an einem Einzeltisch etwas separat platziert und schien keinen Wert auf irgendwelche Kontakte zu legen. Stets war sein Blick hartnäckig zum Fenster hinausgerichtet, als wollte er damit seinen Abstand zu anderen Gästen bekunden. Er trug einen sehr noblen Anzug, ich denke von Brioni oder Armani, dazu eine auffällige Designerbrille, und der an seiner Linken prangende Ring mit dem großen grünen Stein war bestimmt auch nicht gerade billig. Er wirkte würdevoll und gemessen, hatte eine überaus straffe Haltung und lächelte nie. Auch erschien er mir gedanklich ständig abwesend und es ließ sich nicht sagen, ob er an etwas dachte, Pläne schmiedete oder irgendwelchen trüben Gedanken nachhing. Einmal jedoch, es war an meinem letzten Abend, schaute er plötzlich zu mir rüber, und dass ausgerechnet als ich niesen musste. Oh Gott, war mir das peinlich, zumal ich danach den Anflug eines leichten Lächelns in seinem Gesicht bemerkte. Darüber verärgert, zeigte ich ihm die Zunge, worauf er nun erst recht loslachte und das so heftig, dass er Mühe hatte, die Contenance zu wahren. Da erklang sowohl ein haha und ein hoho und seine Augen wurden zu winzigen Schlitzen. Wiederholt hieb er sich aufs Knie, so das selbst andere Gäste auf ihn aufmerksam wurden. Damit war der Abend für mich gelaufen. Ich sprang auf und flüchtete heulend auf mein Zimmer. Ich musste ohnehin noch meine Koffer packen. Da ich aber irgendwie darüber nicht zur Ruhe kam, lief ich ins Bad und zeigte mir im Spiegel die Zunge. Und siehe – sie war blau. Kein Wunder. Ich hatte zuvor Waldheidelbeeren gegessen. Aus Rache für diesen selbstverschuldeten Fauxpas belegte ich in die Figur des Barons mit seinen Zügen und dichtete ihn nur alles erdenklich Böse an. Das hat er nun davon – dieser Affe.
Bild: Pixabay

9. Doch damit nicht genug. Als ich am nächsten Morgen auscheckte, lief ich ihm unten im Foyer noch einmal über den Weg. Natürlich bemerkte er mich nicht oder wollte es nicht. Auffällig war nur, dass draußen in der Wendeschleife ein dunkler Royce auf ihn wartete. Nachdem der Portier sofort die Tür vor ihm aufriss und einen Bückling fast bis zum Boden machte, geleitete ihn ein noch sehr junger, überaus gutaussehender Chauffeur zum Fahrzeug. Ich hörte noch, wie er fragte: „Zum Diavolezza, Patrone?“ Woraufhin der Mann erwiderte: „Was sonst, es scheint ein herrlicher Morgen zu werden, Maurice!“

10. Das linderte meine Antiapathie etwas, denn er erschien mir plötzlich als ein Mensch, der gar nicht so war, wie er sich gab, sondern nur mal die Einsamkeit suchte, um zu sich selbst zu finden. So legte ich mir das jedenfalls zurecht. Ich kann mich aber auch irren. Erfahren werde ich es wohl nie.


Und darum geht es in dem Buch:

Von Schleswig-Holstein ins schweizerische Engadin –
die Geschichte der Sina Brodersen geht weiter.

Von wegen Kleinigkeit!
Der für den Tod ihres Liebsten Verantwortliche befindet sich noch immer auf freiem Fuß, die Justiz zeigt sich weiterhin passiv. Kein Wunder, dass Sina zur Selbstjustiz greift. Sie will Gerechtigkeit und dazu scheint ihr jedes Mittel recht. Nach dem Motto: "Friss oder stirb" setzt sie alles auf eine Karte. Dann aber trifft sie eine fatale Entscheidung.
Dunkle Geheimnisse und seelische Abgründe in einer Welt von Macht und Gewalt – ein Thriller über das Netzwerk der Mafia.
Was wird aus einem Menschen, wenn man ihm alles nimmt, was er liebt?

Das klingt doch wirklich vielversprechend. Ich hoffe, ich konnte eure Neugier auf das Buch und die Autorin wecken.

Eure Christine

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