Märchenhaft durch den Mai ~ „Tropfen der Ewigkeit“ von Eva-Maria Obermann

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"Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter! - Wer kennt diesen berühmten Satz nicht? 

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Heute dreht sich alles um dieses Mädchen. Eva-Maria Obermann hat in „Tropfen der Ewigkeit“ Elemente des bekannten Grimm-Märchen verwendet, sie mit neuen Bausteinen vermischt und in eine von Steampunk geprägte futuristische Welt versetzt. Fertig ist eine wundervolle Märchenadaption, die mich restlos begeistern konnte.

Besonders die Idee das Märchen in einer wissenschaftlich geprägten, futuristischen Welt spielen zu lassen, hat mich fasziniert.


Was ist eigentlich Steampunk?

Steampunk hat nichts mit Musik zutun, wie sich vielleicht vermuten lässt.

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Schaut man sich den Begriff selbst an, springt das Wort „Steam“, also Dampf, direkt ins Auge. Dampf spielt in einigen Steampunk-Geschichten eine Rolle, er muss jedoch nicht unbedingt vorkommen. Eine wichtige und zentrale Rolle spielen viel mehr verschiedene Erfindungen, die es in unserer realen Welt zwar nie gab, die nach damaligen Stand der Technik jedoch durchaus machbar gewesen wären.

Die Wurzeln des Steampunks liegen in den Geschichten von H. G. Wells und Jules Verne. Die Autoren beschrieben die zukünftige Technik aus Sicht ihrer Zeit zu Beginn des industriellen Zeitalters, als die Dampfmaschine der Vorreiter der Technik war, Elektrizität in den Kinderschuhen steckte und Uhrwerke langsam aber sicher mit hoher Präzision arbeiteten. 

Steampunk wird als eine Variante der Science-Fiction bezeichnet und zählt allgemein zur Kategorie der Alternativweltgeschichten. 

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In der Welt des Steampunks treibt die Dampfkraft alle Geräte an, nicht nur Eisenbahnen,  auch Luftfahrzeuge, Computer, Raumschiffe, Roboter und andere Maschinen aus Messing, Kupfer und Holz.. Elektrizität gibt es, wird jedoch meist dazu genutzt, Menschen zu verändern oder heilen. Okkultismus, Magie sowie Geisterbeschwörungen sind ebenfalls in vielen Werken des Steampunk zu finden.

Viele Steampunkromane beschäftigen sich mit den Grenzen zwischen Mensch und Maschine. Andere Romane legen das Hauptaugenmerk auf eine Eroberung des Weltraums mit Äther-Technologie.

Und darum geht es:
Ein Mädchen im Turm
Eine fürsorgliche Mutter
Ein furchtbares Geheimnis

Valeria lebt ein behütetes Leben unter den wachsamen Augen ihrer Mutter, der berühmten Ärztin und Erfinderin Stella Asterida, bis beide in einer Nacht und Nebelaktion im Ätherschiff fliehen müssen. Im neuen Heim darf sie ihr Turmzimmer kaum noch verlassen. Valeria ist einem Geheimnis auf der Spur in dessen Zentrum sie selbst und die grausame Geschichte um ihren Vater – der Drache, der keiner ist – stehen. Dabei kann sie niemandem vertrauen. Nicht Stella, die für ihren größten Traum zu allem bereit ist. Nicht Minna, ihrer stummen Freundin, die selbst in Anschläge auf Valeria verwickelt zu sein scheint. Nicht einmal sich selbst. Valeria muss eine folgenschwere Entscheidung treffen, um sich nicht selbst zu verlieren.

Rapunzel mal anders: In „Tropfen der Ewigkeit“ lässt Eva-Maria Obermann Rapunzel im Steampunk-Milieu auferstehen. Der Klassiker aus der grimmschen Märchensammlung wird zum spannenden Kampf um Wahrheit und Selbstbestimmung.

Eine interessante Welt, die einiges zu bieten hat, entdecken wir in „Tropfen der Ewigkeit“.

Meine Rezi findet ihr hier.

Ich habe der Autorin Eva-Maria Obermann ein paar Fragen zu ihrem Buch gestellt. Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen und meine Fragen beantwortet hast.


„Tropfen der Ewigkeit" ist Teil der Reihe Märchenspinnerei,  jedes Märchen wurde von einer anderen Autorin geschrieben. Wie bist du zu diesem Zusammenschluss dazugestoßen?


Ich wurde von der Märchenspinnerei angesprochen, ob ich Lust hätte, mitzumachen. Sylvia Rieß kannte mich vorher schon als Bloggerin und wusste, dass ich auch schreibe. Als klar war, dass die Märchenspinnerei eine längerfristige Sache ist, hat sie mich gefragt, ob ich dabei wäre und da musste ich nicht lange überlegen. ich habe sofort zugesagt.

Wie kam die Idee zu "Tropfen der Ewigkeit"? Was hat dich dazu verleitet Rapunzel in eine Steampunk-Welt zu versetzen?

Die Idee zu Tropfen der Ewigkeit ist langsam gewachsen. Ich hatte schnell die Vorstellung, mit dem typischen Schönheits-Motiv zwischen (Stief-)Mutter und Tochter der Märchen zu spielen. Davon ausgehend habe ich mir überlegt, wie ich das am besten angehe. Ich brauchte etwas futuristisches mit einem hohen Level an Wissenschaftlichkeit, dass aber auch nostalgische Züge trug. So war ich schnell bei Steampunk gelandet.

Weshalb hast du dir "Rapunzel" als Originalmärchen für deine Adaption ausgesucht?

Zu Rapunzel kam ich, weil ich überlegt habe, welches Märchen ideale Vorlage für meine Idee werden könnte. Dabei hatte ich schnell das Bild der eingesperrten Heldin im Kopf, durch das ich schließlich bei Rapunzel gelandet bin.

Valeria liebt Zitronenbäume. Hast du einen grünen Daumen? Was sind deine Lieblingspflanzen?

Mein grüner Daumen leidet vor allem an meinem Zeitmangel. Ich habe einen Garten, weil ich aber vor der Geburt meines vierten Kindes letzten August krank war, ist der noch ziemlich in Mitleidenschaft. Zum Glück geht es meinem Lavendel noch gut und auch der Flieder wächst geduldig weiter. Ich will unbedingt noch Himbeerhecken und falls ich es irgendwann schaffe, auch eine kleine Magnolie.

Welche Märchenfigur aus der weiten Märchen- und  Disney-Welt wärst du selbst gerne mal?

Ob ich eine Märchenfigur sein will, kann ich gerne nicht so einfach sagen. Im Märchen sind die Charaktere ja doch eher simpel gestrickt. Die Bibliothek, die das Biest Belle "schenkt" wäre natürlich ein Traum, aber Belle selbst sein?

Hast du eine Lieblingsstelle oder ein Lieblingszitat im Buch? Verrätst du es uns?

"Oft verrät der erste Blick, ob die Menschen wirklich klug sind oder es nur vorgeben. Meine Mutter ist klug und es strahlt aus ihren Augen heraus. Minna ist anders klug. Es liegt hinter den zarten Blinzlern, sie bindet es niemandem auf die Nase. Aber ich sehe es und es gibt mir immer wieder Grund, ihr zu vertrauen." (S. 19)

Wie würde Valeria dich mit 5 Adjektiven beschreiben?

Hm. Valeria ist ein ehrlicher, aber auch vorsichtiger Mensch. Wahrscheinlich fände sie es grausam, durch was ich sie habe gehen lassen. Darum würde sie mich auch berechnend nennen. Weil sie aber sehr reflexiv ist und alles aus einem anderen Blickwinkel betrachten kann, würde sie auch die Neugier in mir sehen, die ich in ihre Geschichte gesteckt habe. Und die Empathie mit der ich sie aufgeschrieben habe. Zuletzt würde sie mich hoffnungsvoll nennen. Weil ich ihr auch im dunkelsten Moment die Hoffnung zurückgegeben habe.

Gibt es einen Charakter, den du nach Beendigung des Buches besonders vermisst?

Ich vermisse Minna besonders, sie war mein Liebling im Buch. Es war ganz außergewöhnlich, sie zu schreiben, da sie ja nicht reden kann. Und gleichzeitig ist sie Valeria so nahe und so wichtig für die gesamte Handlung.

Was verbindest du persönlich mit Märchen?

Ich liebe Märchen und lese sie immer noch gerne. Gleichzeitig sehe ich die Geschichten heute auch von literaturwissenschaftlicher Seite. Märchen sind ja extrem versimpelte Handlungen und Figuren, in sich schon fast Allgemeinplätze. Die Auswirkungen, die beispielsweise die Märchensammlung der Brüder Grimm noch immer auf uns hat, ist erstaunlich. Gleichzeitig liegt in der Märchen selbst, der innige Wunsch der Menschen, Geschichten zu erzählen. Das verbindet mich immer wieder mit ihnen.

Bist du auch ein Fan von den Disney Märchenverfilmungen? Hast du Rapunzel-Neu verföhnt gesehen?

Ich habe vier Kinder zwischen fast elf Jahren und acht Monaten und natürlich haben wir Rapunzel gesehen, wir haben den Film sogar zu Hause liegen. Ich mag Disneyfilme sehr, bin aber auch immer kritisch mit der Umsetzung von bestimmten Stereotypen.

Ich hoffe ihr hattet Spaß an dem Beitrag und seid weiterhin dabei. Am 10.05.19 geht mit "Die Braut des Feenprinzen" von Andrea Ego weiter.