Es ist ein kalter Wintersonntagnachmittag. Lange habe ich niemanden mehr zum Tee erwartet, doch heute ist es endlich wieder so weit und Besuch hat sich angekündigt. Silvrin kommt aus einer weit entfernten Fantasywelt voller uralter Mythen und Legenden. Ich bin sehr gespannt auf ihn.
UzB: "Hallo Silvrin, schön, dass du da bist. Stell dich doch den Lesern bitte kurz vor."
Silvrin: "Hallo Christine 🤝 Nett, dich zu treffen! Mein Name ist Silvrin, und wie du vielleicht gehört hast, bin ich neuerdings sozusagen eine Art Berühmtheit hier in Aravenna und kann mich an den Rummel noch gar nicht gewöhnen. Dazu ist es gekommen, weil ich zwei bekannte Krieger in Duellen geschlagen habe und meine Leute jetzt glauben, ich wäre unbesiegbar. Das ist vermutlich aber nicht wahr oder ich weiß nicht, wie lange dieser Zauber noch anhalten wird, der mich begünstigt hat. Nun hat der Fürst von Aravenna mich zum neuen Regimentsführer für das dritte Regiment ernannt ... an diese Aufgabe habe ich mich noch nicht gewöhnt und will aber versuchen, sie zum Besten unserer Heimatstadt auszufüllen. Das alles ist nur deshalb passiert, weil ich unterwegs eine Zauberin getroffen habe. Die hättest du sehen müssen.: eine kleine Dunkelhaarige vom Volk der Skeff, mit langen Fledermausflügeln und sehr hübschen, zarten Gesichtszügen, aber genauso düster wie alle von diesem Volk. Sie hat mich so durchdringend angesehen, die ganze Zeit, und mich sogar noch vor ihrem Banditenfreund in Schutz genommen. Und als der mich angegriffen hat, schenkte sie mir heimlich einen so unglaublichen Kampfzauber, dass ich damit wohl jeden beliebigen Gegner besiegen könnte! Ich frage mich jetzt noch, warum sie das getan hat."
UzB: "Da hast du ja einiges in letzter Zeit erlebt. Was hast du gemacht, bovor du so berühmt geworden bist?"
Silvrin: "Ich habe als Schmiedegeselle in der Werkstatt von Meister Albor in Pallanthia Hufeisen angefertigt."
UzB: "Und weshalb hast du diesen Beruf aufgegeben?"
Silvirn räuspert sich: "Vielleicht sollten wir über etwas anderes ... Aber es geht schon. Ich muss wohl dazu stehen. Der Meister hatte eine hübsche Tochter, Ari. Sie hat mich sitzenlassen für einen reichen Goldschmied. Als der Kerl mich dann auch noch verhöhnt hat, sind mit mir die Pferde durchgegangen ... Ich habe mich auf ein Fest des Fürsten eingeschmuggelt und mit seiner Tochter geflirtet. Das hat den Landesherrn so aufgebracht, dass er mich aus der Stadt verbannt und in den Armeedienst gezwungen hat. Ich weiß heute selber nicht mehr, was da in mich gefahren ist."
UzB: "Das war wirklich keine Glanzleistung. Hast du dort Familie zurückgelassen? Was ist mit deinen Eltern, deiner Schwester?"
Silvrin: "An meine Eltern erinnere ich mich nicht. Mein Vater ist früh gestorben, angeblich wurde er in einer Kneipe erstochen, und meine Mutter starb kurz darauf an einem Fieber. Ich habe aber noch eine ältere Schwester, die damals Priesterschülerin war, sie hat mich zu sich an den Tempel geholt und dort bin ich aufgewachsen."
UzB: "Wie war es im Tempel aufzuwachsen?"
Silvrin: "Gleichzeitig spannend, aber auch manchmal unheimlich. Ich habe mit den Magieschwaden gespielt, die dort überall herumflogen. Illusionen zu erzeugen ist leicht, also eine Katze wie einen Tiger erscheinen zu lassen oder einen Spatz wie eine Eule, und man kann lustige Spiele daraus machen. Aber manche Sorten von Strahlung überfallen einen auch einfach aus dem Nichts, lassen dich eine Treppe herunterfallen oder sehen wie böse Geister aus, ich habe mich deswegen nie wirklich sicher gefühlt. Den Tempeldienerinnen und der Priesterin war ich im Weg und sie haben mir das auch gezeigt, deshalb habe ich mich meist am Rande des Tempelparks aufgehalten. Dort traf ich Koryelan und habe mich mit ihm angefreundet. Wir haben uns sofort sehr gut verstanden."
UzB: "Das war sicher keine leichte Zeit. Bist du mit Koryelan immer noch befreundet?"
Silvrin: "Ich wusste anfangs nicht, dass Koryelan der Sohn des Fürsten ist ... Als sein Vater herausfand, dass er Umgang mit mir hatte, ließ er mich aus der Stadt herauswerfen. Seiner Meinung nach war ich "Gesindel". Da war ich ungefähr zwölf Jahre alt. Das war wohl die härteste Zeit in meinem Leben. Ich habe mich bei verschiedenen Dienstherren verdingt und zuletzt das Glück gehabt, das Schmiedehandwerk lernen zu dürfen. Dass ich den Prinzen Koryelan - inzwischen ist er ja selber Fürst von Aravenna - dann wiedergetroffen habe, hatten wir wohl beide nicht erwartet. Aber es war, als wären wir nie getrennt gewesen. Ich fühle mich ihm sehr verbunden und habe mich darüber gefreut, dass er mit mir zusammenarbeiten will."
UzB: "Wer ist die wichtigste Person in deinem Leben?"
Silvrin: "Fürst Koryelan. Ich verdanke ihm so viel und ich hoffe, wir werden in Aravenna viel zum Guten richten können. Dann gibt es da noch eine Zauberin, Areshva - ich denke fast ständig an sie, sie fesselt mich und oft habe ich den Eindruck, sie hätte auch Gefühle für mich ... aber ich weiß noch immer nicht, wie ich sie einschätzen soll."
UzB: "Willst du etwas mehr von Areshva erzählen?"
Silvrin: "Ich habe sie das erste Mal in der Hexenstadt gesehen. Sie ging mit einem seltsamen Vogel auf der Schulter an den Kräuterständen entlang. Hast du schon mal eine Skeff getroffen? Sie sehen wirklich so dunkel aus wie man sagt, mit ihren schwarzen Haaren und Augen. Ihre langen Fledermausflügel fand ich faszinierend, wahrscheinlich würden sie sich anfühlen wie Samt ... Ihre magische Aura war so stark, dass ich sie schon auf der Haut gespürt habe, lange bevor ich sie sah. Als wir ins Gespräch kamen, haben wir uns gestritten. Sie hat eigenartige, ja sogar für mich unakzeptable Ansichten. Aber gleichzeitig habe ich gespürt, dass da mehr ist in ihr, Tieferes, das sie nur nicht ausspricht ... und das lässt mich seitdem nicht mehr los."
UzB: "Das klingt beeindruckend und auch ein bisschen beängstigend. Du scheinst starke Gefühle für sie zu haben. Ich hoffe sie werden erwidert."
Silvrin: "Das wäre mein größter Traum."
UzB: "Ich danke dir für deinen Besuch, lieber Silvrin. Ich wünsche dir alles Gute für deinen weiteren Weg. Vielleicht sehen wir uns mal wieder und du erzählst mir, wie es mit Areshva weiter gegangen ist."
Silvrin: "Sehr gerne. Ich danke dir auch für dieses nette Gespräch!"
Zur Info:
Teil 1 und 2 der Reihe sind bereits erschienen.
Alle Bände der Fantasy-Reihe:
- Göttin der Dunkelheit. Chronicles of Gods 1
- Der magische Blick. Chronicles of Gods 2
- Sog der Finsternis. Chronicles of Gods 3 – erscheint 18. Februar 2021
- Der verfluchte Ring. Chronicles of Gods 4 – erscheint 18. März 2021
- Tempel der Skelette. Chronicles of Gods 5 – erscheint 18. April 2021
- Seelen der Göttin. Chronicles of Gods 6 – erscheint 18. Mai 2021