UzB: "Hallo Chen Lu, schön, dass du da bist. Stell dich doch den Lesern bitte kurz vor."
Chen Lu lehnt sich in ihrem Stuhl zurück und schlägt das rechte Bein über das linke: "Ja, moin. Ich muss echt sagen, das ist schon cool. Endlich schnallt mal jemand, wer hier eigentlich die ganze Chose bei Chase wuppt. Tja, was gibt es zu sagen? Ich heiße Chen Lu Liang, bin 22 und 1,64 groß. Noch was?"
UzB: "Erzähl mir etwas über Chase, was genau ist das?"
Chen Lu: "Chase ist in Hamburg stadtbekannt, auch wenn niemand weiß, wo Chase ist oder wer genau dahinter steckt. Rique hat die Sache damals aufgezogen und sich zuerst um so Kleinigkeiten gekümmert. Du weißt schon, das Übliche. Ehemänner beschatten und so'n Scheiß. Heute macht Chase nur noch die großen Sachen. Industriespionage, Entführungen, Vermisstenfälle. Das Wichtige halt. Ich muss sagen, auch wenn er manchmal etwas begriffstutzig ist, hat er ne coole Nummer draus gemacht. Ich weiß gar nicht, wieviel Leute inzwischen für ihn arbeiten. Und wenn er mal nicht weiterkommt, dafür bin ich ja da." (sie knippst mit dem Auge).
UzB: "Das klingt...mysteriös. Was genau ist deine Aufgabe dort?"
Chen Lu: "Na hör mal. Ich werde gebraucht, wenn's knifflig wird. Die Jungs alleine sind doch zu träge. Mein Jerry natürlich ausgenommen. So lange bin ich zwar noch nicht dabei, aber inzwischen gehöre ich schon zum Kern. Ich habe meinen eigenen Code zur Zentrale. Und wenn es mein Studium oder die Arbeit im Gym erlaubt, bin ich oft dort und kriege alles hautnah mit. Und zack! ... bin ich mittendrin. Und das ist auch gut so, sonst kriegen die ja nichts auf die Reihe."
UzB: "Oh ja, das kann ich verstehen! Was studierst du denn und was machst du im Gym?"
Chen Lu: "Das Gym gehört meinem Opa. Dort trainiere ich selbst, seit ich sechs oder sieben bin. Und natürlich helfe ich ihm, wo immer ich kann." (Sie nimmt das Bein wieder von dem anderen, beugt sich vor und flüstert) "Ja, auch saubermachen, aber das hängst du nicht an die große Glocke, hörst du? Und natürlich studiere ich Sport, aber ehrlich gesagt bin ich da etwas träge. Bin doch lieber bei Jerry und dem Dicken in der Zentrale."
UzB: "Klar, bleibt unter uns. Und wer ist dieser Jerry, von dem schon wieder sprichst?"
Chen Lu: "Mein Freund. Jérome Petit. Ich nenne ihn halt Jerry, auch wenn er mich jedes Mal ohrfeigen will, wenn ich das tue. Der ist ziemlich groß und gehört eher zu der ruhigen, introvertierten Sorte, aber wie sagt man so schön? Gegensätze ziehen sich nunmal an. Ich war jedenfalls sofort verschossen, als er das erste Mal ins Gym kam. Der war sogar mal in der Fremdenlegion, musst du wissen. Und Rique hat mich vor einiger Zeit mit Jerry nach Schottland geschickt, um einem alten Kameraden aus Legionszeiten zu helfen. Das war mein erster eigener Auftrag. Das war echt cool."
UzB: "Oh Schottland, da beneide ich dich gerade. Was war das für ein Auftrag? Darfst du etwas darüber erzählen? So ganz unter uns?"
Chen Lu mit James Campbell in Stirling/Schottland |
Chen Lu: "James, Jerrys Freund von der Fremdenlegion, hatte ihn angerufen, weil sein Vater umgebracht wurde. Sie haben ihn mit Whisky abgefüllt, und das bei einem absoluten Alkoholgegner, in Schottland ohnehin eine Rarität, und ihn dann mit seinem eigenen Auto in einem See versenkt. Jerry wollte natürlich sofort hin und ihm helfen bei der Suche nach dem Mörder seines Vaters. Und ich durfte mit. Und was soll ich dir sagen? Natürlich waren wir erfolgreich. Ich war ja dabei! Was ich noch sagen kann, ist, dass der ganze Hintergrund irre war. Ein absoluter Traum für mich. Aber ich habe James versprochen, nichts zu sagen, damit er in Ruhe sein Leben weiterleben kann, ohne ständig belagert zu werden von kreischenden Hühnern, die unbedingt einen leibhaftigen König abkriegen wollen, du weißt schon."
UzB: "Das klingt wirklich...mysteriös und interessant. Dein Leben scheint sehr aufregend zu sein. Hast du eine spezielle Ausbildung für diese Aufträge?"
Chen Lu: "Nein, ich bin einfach clever und sehr schnell. Das muss reichen, oder?"
UzB: "Wenn du das sagst, wird es stimmen, ich bin da außen vor mit meinen Schreibtischjob. Was magst du am meisten bei deiner Tätigkeit und was gar nicht?"
Chen Lu: "Ich sagte ja schon, dass wir nur die großen Sachen machen. Und die sind nun mal der Natur nach sehr knifflig. Um da erfolgreich zu sein, muss man beides können: Denken und kämpfen! Und ich kann beides. Ich habe Rique sogar schon einmal das Leben gerettet, als ich in der Nähe des Fischmarktes so einen Mafioso zu einem handlichen Paket verschnürte. Oder als wir in Marones Anwesen eingebrochen sind, um Katja da raus zu holen. Mann, war das ein Spaß. Wenn am Ende die ganzen Torfköppe da liegen und winseln, wenn ich mit ihnen fertig bin, da könnte ich schon vor Vergnügen quiecken. Aber ... " (sie friert bemüht ihr Gesicht ein) "... das wäre natürlich nicht Lady-Like. Aber die großen Sachen erfordern auch Grips. Als wir Katjas Geheimnis entschlüsseln mussten, das sie noch nicht einmal selber kannte, mussten wir zum Beispiel versteckte Hinweise in Gedichten knacken. Oder kürzlich in Schottland ... da ging es um die Entschlüsselung einer uralten britischen Legende, von der die Leute gar nicht wissen, was tatsächlich dahinter steckt. Da sind wir erst mithilfe eines Linguisten drauf gekommen, wie es sich vor anderthalbtausend Jahren wirklich abgespielt hat. Und diese Kombination reizt mich halt. Knifflige Rätsel knacken und zwischendurch ein paar Torfköppen auf die Nuss hauen. Im Moment suchen wir einen der größten Schätze der Erde. Experten schätzen ihn auf 100 Millionen, aber wir müssen extrem vorsichtig sein. Wenn unser Gegenspieler merkt, dass wir auch hinter dem Schatz her sind, ist die Freundin vom Dicken in Gefahr. Die hat er nämlich in seiner Gewalt. Alles etwas verzwickt, das Ganze. Aber, was soll ich sagen, ich bin ja dabei."
UzB: "Bei euch ist ja wirklich immer Action! Wann kann man denn von eurem neuen Fall lesen?"
Chen Lu: "Sobald wir das Ding gefunden und diesen Käskopp, er ist Holländer, dingfest gemacht haben. Und das kann ich dir sagen: Da wird die ganze Welt drüber schreiben. Nicht umsonst sucht die ganze Welt dieses Ding seit fast hundert Jahren. Ebenfalls schon eine Legende, aber wir haben die Tagebücher desjenigen, der das Ding mutmaßlich verbuddelt hat. Unglücklicherweise hat der Entführer diese Tagebücher auch. Es geht jetzt darum, wer schneller ist. Wobei wir etwas gebremst vorgehen müssen, um Andrees Freundin nicht zu gefährden. Wir haben dem Käskopp versprochen, die Füße still zu halten, aber der Dicke ist schon dran an der Sache. Manuela darf ihn jeden Tag anrufen und ihm die aktuelle Schlagzeile der Morgenpost vorlesen, um zu beweisen, dass sie noch lebt. Und er filtert und rendert die Aufnahmen dieser Anrufe, um herauszufinden, wo in etwa sie ist. Also, wie gesagt, alles etwas knifflig. Aber wir wären nicht Chase, wenn wir das Ding nicht knacken. Und wenn wir es knacken, ist es die Nachricht in allen Medien, verlass dich drauf. Dann kennt man uns nicht mehr nur in Hamburg."
UzB: "Das klingt wieder wahnsinnig spannend. Dann hoffe ich, dass ihr den Fall bald löst und ich wieder etwas zum Lesen habe! Ich danke dir für deinen aufschlussreichen und interessanten Besuch und hoffe, dass du bald wieder bei mir vorbeikommst und mir berichtest. So kann ich dann meine Abenteuerlust befriedigen."
Chen Lu: "Klar doch! Wann hat man schon mal, die Gelegenheit, in die Medien zu kommen? Ich fand's echt cool. Ich halte dich auf dem Laufenden. Danke für die Einladung. Und noch etwas (sie dreht sich um). An dem Stuhl hier müsste mal was gemacht werden. Da ist ein Bein zu kurz oder so was. Wahrscheinlich ein Designerstuhl ..."
(Die Bilder wurden mir vom Autor Thomas Dellenbusch zur Verfügung gestellt)
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