Heute habe ich eine außergewöhnliche Dame mit einem besonderen Hobby zu Besuch. Ich freue mich auf ein interessantes Gespräch mit Rosa aus "Rosa startet gegen den Wind" von Maja Christ.
UzB: "Hallo Rosa, schön, dass du da bist. Stell dich doch den Lesern bitte kurz vor."
Rosa: "Jetzt bin ich doch etwas aufgeregt, das ist mein erstes Interview. Also, wo fange ich an? Hallo, erst einmal und vielen Dank für die Einladung. Ich heiße Rosa und stamme aus Erlangen. Ich stricke gerne - und viel, weil Finni und Anna ständig aus ihren Pullovern herauswachsen. Finni und Anna sind meine Enkelkinder und mein ein und alles. Na ja, und seit Kurzem habe ich ein neues, vielleicht etwas ungewöhnliches Hobby."
UzB: "Oh, das klingt interessant. Welchem ungewöhnlichen Hobby gehst du nach?"
Rosa: "Ich fliege. Erst seit Kurzem. Eigentlich wollte ich nur einen Rundflug machen, einmal über Erlangen und die Fränkische Schweiz. Helmut - das ist mein Exmann und der hat mich letztes Jahr einfach sitzen gelassen, aber das ist eine andere Geschichte ... Also, wo war ich? Helmut hat vor vielen Jahren mal einen solchen Rundflug mit unseren Jungs gemacht und mich haben sie nicht mitgenommen. Das wollte ich nachholen. Und der Pilot, das war der Rudi. Der ist auch schon so Mitte 60, wie ich. Jedenfalls meinte der da zu mir, fliegen lernen kann jeder. Erst habe ich gelacht, aber er meinte das tatsächlich ernst. Also habe ich heimlich Flugstunden genommen. Meiner Familie habe ich das erst gar nicht erzählt, die hätte das sicher nicht verstanden. Und außerdem war ich fest davon überzeugt, dass ich sowieso niemals alleine in so ein Ultraleichtflugzeug steigen würde. Wozu also schlafende Hunde wecken, hab ich mir gedacht. Dass das dann ein riesiges Schlamassel werden könnte, daran habe ich nicht gedacht ...
Ach, wo bin ich nur mit meinen Gedanken? Ich habe doch Kuchen mitgebracht und noch gar nichts angeboten. Wie unhöflich von mir …"
UzB: "Hmm, das sieht lecker aus. Was hast du uns mitgebracht."
Rosa: "Meine Apfeltorte. Ohne die darf ich auf keine Familienfeier kommen. Ein einfacher Knetteig, die Füllung besteht aus einem Pudding mit Apfelsaft - und Äpfeln natürlich und nach dem Backen kommen Schlagsahne und Zimt drauf. Ich mische die Sahne gerne mit Schmand, man kann auch Mascarpone nehmen. Das Rezept kann ich dir gerne geben.
Max mag die auch. Ach so, du weißt ja gar nicht, wer Max ist. Er ist auch Pilot an der "Flugschule Fränkische Schweiz" von Rudi und seit neustem mein Nachbar."
UzB: "Erzähl mir doch erst einmal von Helmut. Wie kam es nach all den Jahren zur Trennung?"
Rosa: "Tja, das habe ich mich auch oft gefragt. Er wollte, nachdem er in Rente war, noch "etwas erleben" - mit seiner Physiotherapeutin, nicht mit mir! Und mein Sohn Carsten sagte doch neulich tatsächlich, Helmut wäre sicher nicht mit einer Jüngeren auf und davon, wenn – wie hat er es ausgedrückt – wenn ich mich "etwas mehr ins Zeug gelegt hätte". Das hat mich doch ziemlich verletzt. Im Nachhinein denke ich, wir haben uns wahrscheinlich auseinander gelebt, haben zu viel für Selbstverständlich angesehen … Im Nachhinein kann man ja wahrscheinlich etwas reflektierter darüber nachdenken. Aber damals hat es mich sehr verletzt. Jeder hat in mir nur noch Mutter und Hausfrau gesehen - nicht mehr Rosa. Ich war immer für alle da, aber keiner für mich."
UzB: "Puh, das ist heftig und auch traurig. Aber heute scheint es dir gut zu gehen."
Rosa: "Ja. Aber der Weg dahin war nicht so schön. Mein älterer Sohn ist vollkommen durchgedreht, als er erfahren hat, dass ich Flugstunden nehme. Er dachte wohl, ich würde heimlich mit seinen Kindern wegfliegen. Wie kann er nur so etwas von mir denken? Zum Glück war meine Freundin Leni da. Und Rudi und Max."
UzB: "Erzähl mir vom Fliegen. Wie ist es, was für ein Gefühl?"
Rosa: "Oh, das Fliegen. Das ist etwas ganz Besonderes. Am Anfang hatte ich einfach nur Angst. Dass die Tür plötzlich beim Start aufgeht. Dass wir abstürzen, womöglich noch mitten hinein in Carstens Garten. Dann irgendwann hatte ich mich an das Gefühl in der Luft gewöhnt und konnte das erste Mal hinausschauen. Das war unbeschreiblich. Und weißt du, was das tollste war? Als Rudi fragte, ob ich auch mal steuern möchte. Dieses Gefühl, dass man ganz allein so ein Flugzeug steuert und es nicht abstürzt, das hat mich mit so viel Stolz erfüllt."
UzB: "Das glaube ich dir sofort. Ich finde es fantastisch, dass du dich das getraut hast. Magst du mir etwas über Rudi und Max erzählen?"
Rosa schießt eine leichte Röte ins Gesicht.
Rosa: "Rudi ist mein Fluglehrer. Ein alter Hase, er fliegt schon seit Ewigkeiten. Ihm gehört die Flugschule zusammen mit seiner Tochter. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist seine Frau bei einem Unfall ums Leben gekommen, als Hanne noch ein Kind war. Hanne ist seine Tochter.
Und Max? Er ist Spanier. Als er mir das erste Mal begegnete, blieb mir glatt die Luft weg. Ich dachte, da muss gleich noch seine Catherine Zeta Jones hinter ihm durch die Tür kommen. Es kam aber niemand. Da stand nur dieser geheimnisvolle Herr mit grauen Schläfen und ich? Ich habe nur noch Unsinn gefaselt. Ich konnte ja nicht ahnen, dass er dann auch noch mein Vermieter wird. Ich dachte nur, mein Herz setzt gleich drei Schläge aus. Erst fand ich es ziemlich anstrengend, dass er fortan ständig in meiner Tür stand, aber dann sind wir alle gemeinsam nach Föhr geflogen. Max, Rudi, meine Freundin Leni und ich. Das war vielleicht ein Abenteuer. Aber was da passiert ist, das verrate ich nicht."
Rosa schießt erneut eine leichte Röte ins Gesicht.
UzB: "Das klingt spannend! Und Max scheint es dir ja angetan zu haben."
Rosa: Oh, merkt man das? Ich wollte mir das ja lange nicht eingestehen. Aber nach so vielen Jahren ohne Komplimente war das auch nicht einfach, zu verstehen, dass es da jemand ernst meint, wenn er sagt, er fände mich attraktiv. Ich meine, ich bin 60, nicht 20 oder 30. Ich habe zwei Kinder auf die Welt gebracht. Die sind inzwischen sogar erwachsen. Jahrelang hat mir niemand mehr gesagt, ich sei attraktiv. Da muss man doch misstrauisch werden, oder? Aber meine Freundin Leni hat mir ordentlich den Kopf gewaschen."
UzB: "Für Liebe ist man zum Glück nie zu alt! Wie gut, dass es beste Freundinnen gibt. Ich danke dir für deinen Besuch und vielleicht sehen wir uns ja wieder. Ich würde mich freuen."
Rosa: "Ha, das habe ich inzwischen auch verstanden. Nicht für die Liebe und nicht zum Abheben. Also: Ich habe zu danken. Es ist sehr gemütlich bei dir. Und zum Abschluss habe ich noch ein Bild von meinem letzten Flug über meine Heimat Erlangen mitgebracht. Vielen Dank für deine Zeit und den Tee."
Und hier das Rezept:
Rosas Apfeltorte
Ich verbinde die Fränkische Schweiz nicht nur mit Kletter- und Familienurlauben, sondern auch mit leckerem Kuchen. Die Idee zu Rosas Apfeltorte habe ich von Martha vom Gasthof Eichler im Trubachtal, bei der wir seit vielen Jahren regelmäßig zelten. Sie hat mir mal das Rezept für die Füllung ihres Apfelkuchens verraten (Danke!!) – nur dass Martha keinen Schmand für das Topping verwendet, soviel ich weiß.
Wer weiß, vielleicht ist Rosa ja auch mal auf einer Wanderung vom Signalstein Richtung Obertrubach oder Egloffstein hier vorbeigekommen, hat von Marthas Kuchen gegessen und ihn dann ein wenig abgewandelt?
Zutaten
KNETTEIG
300 g Mehl
1 Messerspitze Backpulver
200 g kalte Butter, in Würfel geschnitten
50 g Zucker
Vanillezucker
1 Ei
1 Prise Salz
Etwas geriebene Zitronenschale
FÜLLUNG
3/4 Liter Apfelsaft
2 Packungen Vanillepuddingpulver und Zucker nach Belieben (oder Pudding selbst machen: 1 Vanilleschote, 50 g Zucker, 4 Eigelbe, 50 g Speisestärke)
1 kg Äpfel
500 ml Schlagsahne
250 g Schmand
Zucker, Zimt
Zubereitung
TEIG
Mehl, Zucker, Vanillezucker, Salz und evtl. Zitronenschale in einer Schüssel gut vermischen und dann die in Würfel geschnittene kühle Butter und das Ei dazu geben und mit den Händen zu einem glatten Mürbeteig verkneten. Den Teig mindestens eine halbe Stunde in den Kühlschrank stellen. Danach Teig kurz kneten und mit möglichst wenig Mehl auf die Größe einer Springform ausrollen. Einen Teil des Teigs für den Rand verwenden.
Den Teig bei 180 °C 15 Minuten blindbacken.
FÜLLUNG
In der Zwischenzeit Äpfel schälen und grob raspeln.
Den Pudding zubereiten. Statt mit einem Liter Milch wird der Pudding mit einem Dreiviertel Liter Apfelsaft aufgekocht. Entweder auf Fertigpulver zurückgreifen und nach Packungsanweisung mit der reduzierten Saftmenge zubereiten oder selbst machen: Etwas Apfelsaft mit den Eigelben, Speisestärke, Zucker und Vanillemark verrühren, restlichen Apfelsaft zum Kochen bringen, vom Feuer nehmen und Ei-Mischung einrühren, noch einmal aufkochen lassen.
Wenn der Pudding fertig ist, Apfelstückchen unterrühren und die Masse auf dem vorgebackenen Teigboden verteilen. in etwa 15 bis 20 Minuten fertig backen. Anschließend abkühlen lassen.
Schmand mit ein wenig Sahne verrühren. Restliche Sahne mit ein wenig Zucker schlagen und unter die Schmand-Creme heben. Auf dem abgekühlten Kuchen verteilen und mit ordentlich Zimt bestreuen. Bis zum Verzehr kühlen.