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Montag, 21. Dezember 2020

Mit Büchern durch den Winter ~ "Die schönsten Weihnachtsgeschichten von Barbara Rath" von Barbara Rath


11 weihnachtliche Geschichten hält Barbara Rath für uns mit "Die schönsten Weihnachtsgeschichten von Barbara Rath" bereit.

Weihnachten hat verschiedene Facetten: religiöse, feierliche, märchenhafte und liebevolle Aspekte. Entsprechend unterschiedliche Geschichten lassen sich dazu erzählen – und es macht einfach Spaß, bedeutet aber auch eine reizvolle Herausforderung für mich als Autorin, sich die in immer neuen Variationen für junge und ältere Menschen auszudenken. Entsprechend schaut mein Buch „Die schönsten Weihnachtsgeschichten von Barbara Rath“ auf das Fest der Liebe aus wechselnden Blickwinkeln: mal als Satire, dann als Märchen, aus der Sicht von Zeitzeugen und durch Mäuseaugen...

Das Besondere am Buch

Egal, was der Leser zum Thema Weihnachten sucht – das Buch sollte (mindestens) eine Geschichte enthalten, die genau zu dieser Suche passt. Dabei spielt es - fast - keine Rolle, ob ein Text für Kinder oder sogenannte Erwachsene benötigt wird: Ein Kinderbuch, das Erwachsenen nichts sagt, ist auch für Kinder ungeeignet. (Ausnahme: Die Satire „Vorsicht! Elche!“ ist für Kinder ungeeignet, weil sie die Art von Humor noch nicht verstehen, die eine Satire witzig macht.)

Die Lieblingsgeschichte der Autorin aus dem Buch

„Mariechen“ – die Weihnachtsgeschichte habe ich früher oft bei Zuführungen erzählt und meine Zuhörer teilweise zu Tränen gerührt…

Informatives über das Buch 

Mehrere der Geschichten sind im Zusammenhang mit meiner langjährigen Tätigkeit als Zooführerin entstanden – das sind die, in denen die Mäuse Manfred & Mathilda eine Rolle spielen. Die Geschichten waren haargenau auf „meinen Zoo“ zugeschnitten, denn es kamen lauter Tiere darin vor, die der Zoo auch hielt und die vor der Lesung in der sog. Zooscheune bei Keksen & Kakao besucht wurden. Die letzte Lesung in der Reihe fand immer vormittags am Heiligabend statt – diese Veranstaltungen habe ich in bester Erinnerung, weil dabei eine ganz besondere Atmosphäre herrschte, die ich sehr genossen habe und weil die Gäste immer unglaublich nett waren.

Auszug aus „Moros Weihnachtsgeschichte“:

Moro war ein Esel. Er lebte vor ungefähr 2.000 Jahren in Nazareth, einem kleinen, unbedeutenden Dorf, da, wo heute auf der Landkarte „Israel“ steht. 
Man erzählt sich, dass Moro keine Schönheit war. Damals galten weiße Esel als schick, etwa so, wie heutzutage fast jeder ein silberfarbenes Auto fährt. Aber Moro war grau, total grau. Außerdem hatte er einen ziemlichen Knick im Schwanz, weil ihn einmal ein Löwe verfolgt, gebissen und fast gefressen hatte. Aber Moro konnte sich tapfer losreißen und war davongelaufen – nur sein Schwanz sah danach ein bisschen zerzaust aus, denn genau dort hatte der Löwe versucht, den Esel festzuhalten. 
Als Moro lebte, herrschte ein Kaiser namens Augustus über seine Heimat. Der brauchte dringend mehr Geld. Und deshalb sollten Listen mit allen Bewohnern des Landes angelegt werden, die Steuern zahlen mussten. Damit aber niemand in diesen Listen versehentlich doppelt eingetragen wurde, sollte jeder zur Zählung in die Stadt reisen, in der er geboren war, denn geboren wird man schließlich nur einmal, oder? 

Das war vielleicht ein Hin und Her im ganzen Land, als der kaiserliche Befehl kam! Richtig reiche Leute ließen sich in einer Sänfte dorthin tragen, wo sie geboren waren. Wohlhabende Leute reisten zu Pferd oder per Kamel. Arme Leute allerdings suchten ihre Geburtsorte zu Fuß auf. Und alle anderen reisten per Esel. 
Das waren noch Zeiten! Alle Esel hatten damals einen wichtigen Job. Man benutzte sie wie Taxis. Gut, Esel wurden früher dauernd geschlagen, bekamen meist schlechtes Futter und hatten oft nur einen ganz lausigen Stall. Aber sie wurden gebraucht. Das gab ihnen schon irgendwie ein gutes Gefühl. Allerdings schätzte man sie nicht besonders; deshalb heißt Moro auch übersetzt einfach nur „Esel“, denn die Leute gaben sich nicht einmal die Mühe, den Tieren einen schönen Namen auszusuchen.

Josef, ein Zimmermann, war eigentlich nicht so reich, dass er sich ein „Eseltaxi“ nach Bethlehem, wo er geboren war, leisten konnte. Normalerweise wäre er mit seiner Frau Maria zu Fuß gegangen, um sich in die Steuerlisten eintragen zu lassen. Aber Maria war schwanger.
Sie war nicht nur ein bisschen schwanger, als der Befehl des Kaisers kam: Sie war ganz ungeheuer schwanger mit einem gaaanz dicken Bauch. Solch ein Babybauch ist ziemlich schwer. Und dann ist es mit Frauen wie mit Eselinnen – wenn ihre Kinder bald geboren werden, laufen die werdenden Mütter nicht gern kurz vorher weite Strecken. Deshalb kratzte Josef das bisschen Geld, das er gespart hatte, zusammen und versuchte, einen Esel auf dem Markt zu kaufen. Der sollte seine Frau Maria ans Ziel der Reise nach Bethlehem tragen. 

So fand Josef Moro: Der stand als letzter Esel auf dem ganzen großen Marktplatz. Er war ziemlich klein gewachsen. Das Tier wollte vorher keiner haben, weil es nicht weiß und schick war und weil der Knick in seinem Schwanz es auch nicht gerade schöner machte. 
Josef seufzte, als er Moro das erste Mal sah und meinte nicht allzu glücklich: „Dann muss es wohl dieser Esel sein, wenn es keine Auswahl gibt.“
Das nahm Moro natürlich übel. Schließlich war er nicht taub. Auch ein Esel hat seinen Stolz, selbst wenn er noch so grau ist und noch so viele Knicke sich in seinem Schwanz befinden. Nachdem Josef für Moro bezahlt hatte und ihn vom Markt führen wollte, stemmte deshalb der Esel seine Beine in den Boden. So ein Grautier ist stur. Wenn das nicht gehen will, bringt es höchstens ein Löwe auf Trab!
„Jetzt mach dich gefälligst auf die Socken! Willst du wohl, du….“ An dieser Stelle benutzte Josef nicht weniger als fünfzehn Schimpfworte, die damals üblich waren, um einem sturen Esel einmal so richtig die Meinung zu sagen. Er war kurz davor, Moro mächtig eins mit dem Führstrick über die eigensinnige Nase zu ziehen, damit er endlich loslief, da passierte es: Maria trat hinter ihrem Mann hervor und streichelte ganz sanft die graue Eselsnase. Dann reichte sie Moro einen Apfel, so saftig und süß wie Früchte nur im sonnigen Süden wachsen. 
Und sie bat freundlich: „Eselchen, es wäre ganz wunderbar, wenn du mich tragen könntest! Ich brauche deine Hilfe. Mein Kind braucht dich. Weißt du, das Kind wird bald geboren und wir beide schaffen den Weg nach Bethlehem, den wir jetzt auf Befehl des Kaisers gehen müssen, einfach nicht zu Fuß. Bitte, lass uns nicht im Stich!“
So einen leckeren Apfel hatte Moro noch nie bekommen. 
So eine freundliche Stimme hatte noch nie zu ihm gesprochen.
Und so sanft war er noch nie gestreichelt worden. 

Mit einem Satz sprang Moro deshalb neben Maria und kniete sich mit eingeknickten Vorderbeinen so hin, dass die junge Frau ganz bequem aufsteigen konnte. Für so viel Freundlichkeit wollte Moro alles geben! Wenn es eine Frau ohne graues Fell gab, die Moro lieben konnte, dann war das diese Maria – das wusste der kleine Esel sofort….

Nur, damit du es weißt: Moro ist DER Zeitzeuge, denn er ist dafür verantwortlich, dass Maria & Josef am Ende in einem Stall vor den Toren von Bethlehem landeten. Ohne religiös zu sein und damit „für alle“ berichtet diese Kurzgeschichte von der nicht ganz ungefährlichen und sicher anstrengenden reise von Nazareth nach Bethlehem: überkonfessionell-interreligiös. Eine Weihnachtsgeschichte für alle demnach.


Ich wollte von der Autorin wissen:

Was ist dein liebstes Weihnachtsbuch? Gibt es eine Geschichte, die du immer wieder lesen könntest?

„Es klopft bei Wanja in der Nacht“ – ein Bilderbuch mit einem gereimten Text, das ich mit meinen Kindern immer gelesen habe.

Was magst du an Weihnachten besonders?

Ich bin Christin. Ich mag das an Weihnachten von Gott gegebene Versprechen, dass für uns Menschen alles gut werden kann… Schließlich brauchen wir Hoffnung, in diesem Jahr sicher noch mehr als sonst.

Und auch eine Rezeptidee hat Barbara für uns: 

Ich backe zu Weihnachten immer kleine Weckmännchen in Massen. Teig wie für einen normalen Hefezopf ansetzen, etwa 3 cm dick ausrollen – dann eine etwa 8 cm „große“ Ausstechform (eigentlich ist das ein Teddybär) benutzen, um „Stutenkerlchen“ auszustechen. Das geht flott und die schmecken prima. Schnell kann man damit auch 25 oder 50 Leute beschenken. Kostet nicht viel, bereitet aber viel Freude bei den Beschenkten.

Ich hoffe, ihr konntet einen kleinen Einblick in das Buch erhalten. 

Vielen Dank für deine Kooperation, liebe Barbara.

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