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Donnerstag, 23. Mai 2019

Märchenhaft durch den Mai ~ "Jacks Happy End" von Anna Katmore

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Heute geht es weiter mit dem zweiten Teil der Reihe "Grimm war ein Bastard" von Anna Katmore. "Jacks Happy End" schließt direkt an den ersten Teil an. Unsere Riley jagt weiter ihrem Prinzen hinterher. Der böse Wolf steht heute bei mir im Vordergrund.
Bild: Pixabay

Sprechende Tiere sind ein typisches Merkmal von Märchen. Wie menschliche Märchenfiguren können die Märchentiere verschiedene Rollen spielen, wobei die Rolle des Helfers am häufigsten, die des Helden oder Gegenspielers dagegen seltener auftritt.

Von den Tieren im deutschen Märchen hat wohl keines einen so schlechten Ruf wie der Wolf. Im Märchen vom Rotkäppchen ist er ein gefräßiger, niederträchtiger und hinterhältiger Geselle, der sich über eine alte Frau und ein kleines Mädchen hermacht. Er ist trickreich und schlau. In der Fassung des Franzosen Charles Perrault (Le petit chaperon rouge) ist die Gefräßigkeit des Wolfes eine Metapher für sexuelle Gier und Wollust.
Bild: Pixabay

Im Märchen von den sieben Geißlein nimmt der Wolf eine ähnliche Rolle ein. Die Geißlein sind vorsichtig, von der Mutter vor dem bösen Wolf gewarnt. Erst nach mehreren Versuchen gelingt es dem Wolf die Geißlein - bis auf eins - zu überlisten. Ganz so schlau ist er aber nicht, denn er schläft vollgefressen dort ein. Auch hier kommt der rettende Jäger zu Hilfe.  . Der Grund für die Unterlegenheit des Wolfes ist am Ende seine Dummheit.

Die negativste Symbolik hat der Wolf allerdings in der Bibel. Weder in der antiken, noch in der nordischen, germanischen oder keltischen Mythologie kommt er so schlecht weg. Der Konflikt zwischen Hirten und Wölfen geht in die lokalen Religionen ein. Erst ins Judentum, dann ins Christentum. Der „gute Hirte“ wird zum Symbol für Gott. Seine Schafe sind die Menschen, die an ihn glauben. In der Bibel wird der Wolf als Warnung vor gefährlichen oder risikoreichen Situationen herangezogen, um die  Menschen wach zu rütteln und aufmerksam zu machen.
Bild: Pixabay

Die positive, mütterliche Seite hebt besonders die Legende von Romulus und Remus, den Gründern Roms hervor. Die beiden wurden angeblich von einer Wölfin gesäugt und aufgezogen. 
In der nordischen/germanischen Mythologie sind die beiden Wölfe Geri und Freki ("der Gierige" und "der Gefräßige") Begleiter des Gottes Odin. Sie symbolisieren Stärke und Macht. 

Eine grundsätzlich positivere Rolle spielt der Wolf in vielen russischen Märchen. 

Und darum geht es in "Jacks Happy End":

Jacks Happy End
Oder
Als Rotkäppchen lernte, dass die Liebe nicht in einer Krone steckt.

Ich war doch nur zwei Tage aus dem Wald verschwunden. Wieso sind plötzlich alle so überglücklich, mich wiederzusehen? Jack lässt mich ja gar nicht mehr los!

Der raue Kuss, den er mir auf den Mund drückt, kommt aber gänzlich ungünstig. Was denkt er sich nur dabei? Dass er mich davon abhalten kann, nach dem Prinzen vom Ball zu suchen? Er meint, ich würde die Liebe nicht einmal erkennen, wenn sie mich mit einer Kutsche umfährt … oder so ähnlich. Hah! Ich sollte ihm wohl mal ein paar Dinge über die Liebe erzählen.
Ich werde auf jeden Fall auf diese Reise gehen! Er kann mich entweder dabei begleiten, oder er hält sein großes, böses Wolfsmaul.

Yo, Jack noch mal hier … Je weiter wir in diesem Abenteuer kommen, umso tiefer versinke ich in Ogerkacke. Warum musste ich Phillip auch unbedingt bitten, mir mit der Prinzensache zu helfen? Können wir nicht noch einmal ganz von vorne anfangen? Bitte!!

Auch der Autorin der "Grimm war ein Bastard" - Reihe habe ich ein paar Fragen gestellt.
Vielen Dank, liebe Anna, dass du dir die Zeit genommen hast!

Wie kam die Idee zu der "Grimm war ein Bastard"-Reihe?

Oh, das ist etwas kompliziert. Vielleicht sollte ich damit beginnen, dass mein persönlicher Patronus ein Wolf ist. ;-)

Schon vor Jahren hatte ich diesen ganz starken Drang, etwas mit Rotkäppchen und dem Wolf zu machen, doch für ein neues Buch hatte ich gerade noch keine Zeit. Die Figuren faszinierten mich schon seit einer Ewigkeit und zu dem Zeitpunkt habe ich noch gerne Rollenspiele auf Facebook veranstaltet. Ich hatte damals eine Geschichte im Kopf, die ich mit einer Freundin gespielt habe. Die Grundelemente waren zwar auch damals schon enthalten – Rotkäppchen will ein Happy End, der Maskenball, die Suche nach dem geheimnisvollen Prinzen… Allerdings war alles in ganz anderem Rahmen.
Zwei Jahre nach dem Spiel hatte ich immer noch diese seltsame Bindung zu Riley Redcoat aka Rotkäppchen und eines Tages war sie einfach so laut in meinem Kopf, dass ich ihre wahre Geschichte aufschreiben musste. Was sich aber unterm Schreiben daraus entwickelte, hat sogar mich umgehauen. :)

Weshalb hast du Rotkäppchen als Grundlage und Protagonistin für dein Märchen ausgewählt?


Ich liebe Märchen. Geschichten sind für mich etwas so, so Wunderbares. Aber die meisten alten Grimm-Märchen enthalten leider sehr wenig Romantik. Rotkäppchen war mir immer schon eines der liebsten Mädchen in der Märchenwelt und die Sache mit dem Wolf wurde von den Gebrüdern Grimm bisher einfach immer falsch erzählt. Weil ich mich selbst sehr stark mit diesem Mädchen identifiziere, musste ich das irgendwann richtig stellen. :P




















Riley jagt ihrem Happy End und einem Prinzen hinterher. Bist du auch eher ein romantischer Typ? Gehört ein Happy End für dich zu einer Geschichte, die sich um die Liebe dreht, unbedingt dazu?

Oh, ja! Unbedingt!!! Alles andere geht für mich einfach gar nicht. 

Du hast viele bekannte Märchenfiguren in dein Buch integriert. Hast du eine Lieblingsmärchenfigur?

Rotkäppchen. ;-) Ich liebe lange Umhänge mit Kapuzen.


Welche Figur aus "Grimm war ein Bastard" ist dein Lieblingscharakter?


Natürlich sind es Riley (Rotkäppchen) und Jack (der Wolf). Wer es mir abgesehen von den beiden aber besonders angetan hat, war Prinz Phillip, Jack Wolfs bester Freund. Er hat sich als Nebencharakter so sehr in mein Herz geschlichen, dass ich am Ende selbst nicht mehr wusste, von wem ich jetzt träumen soll. Vom süßen Wolf oder vom coolen Prinzen. 



Gibt es einen Charakter, den du nach Beendigung der Dilogie besonders vermisst?

Jack, den bösen Wolf. Ich habe ihn nach meinem persönlichen Patronus angelegt und ihn zu schreiben war, als wäre er die ganze Zeit noch viel näher bei mir. Diese direkte Nähe fehlt mir hin und wieder etwas, auch wenn er nie ganz verschwunden ist.


Beschreibe "Jacks Happy End" in höchstens 3 Sätzen.

Nach einem humorvollen Auf und Ab in Band 1, beginnt nun eine gefühlvolle Reise, auf der Rotkäppchen lernt, dass Liebe nicht an eine Krone gebunden ist, und Jack einsehen muss, dass „zu lieben“ bedeutet „loszulassen.“

Hast du eine Lieblingsstelle oder ein Lieblingszitat im Buch? Verrätst du es uns? 

„Aber das habe ich nicht gemeint. Ich rede von unserem Märchen. Spürst du den Ruf der Geschichte schon wieder, oder wirkt Dr. Jekylls Serum noch?“
Er nimmt sich für die Antwort sehr lange Zeit, so als ob er seine Gefühle erst einmal richtig erforschen müsste. „Es geht mir gut“, meint er am Ende, doch er klingt dabei wenig überzeugend.
Ich umarme ihn etwas fester, weil ich nicht will, dass es ihm schlecht geht. Das wollte ich niemals in all den Jahren. Immer, wenn der Jäger mit seinem großen Messer kam, musste ich wegschauen, denn es hat mir das Herz gebrochen. Danach war ich einfach nur froh, wenn unsere nächste Geschichte anfing und Jack wieder der Alte war, flirtend und mit einem schiefen Lächeln, so wie er es immer getan hat.
All das erscheint mir inzwischen Lichtjahre her zu sein.
„Weißt du, was eigenartig ist?“ Die Worte kommen heiser aus meinem viel zu engen Hals. „Ich habe den Ruf unseres Märchens seit der Ballnacht nicht mehr gespürt.“
Jack zeichnet mit den Fingerspitzen kleine zärtliche Kreise auf meinen Nacken. „Seit du den Prinzen geküsst hast?“
„M-hm. Ich glaube, da ist irgendetwas passiert.“
Seine Hand schiebt sich in mein Haar und seine Stimme flaut zu einem Flüstern ab. „Hast du mit mir Schluss gemacht?“
Ich kann ihm keine Antwort geben, weil ich einfach nicht weiß, was ich darauf sagen soll.

und

„Hast du dir das jetzt auch wieder gewünscht?“
Er zögert einen langen Moment, die Augen immer noch nach oben in den nächtlichen Himmel gerichtet. Dann verrät er mir aber schließlich mit kratziger Stimme: „Nein.“
Mein Blick wandert zu ihm, doch er weigert sich, mich anzusehen. „Was hast du dir dann gewünscht?“
„Dass ich einen Einblick in deinen Kopf bekommen würde, immer wenn du dich so eng an mich kuschelst und dabei so seufzt wie gerade eben.“ Sein Arm schlingt sich ein klein wenig fester um mich und seine Stimme wird noch sanfter. „Ich habe mir gewünscht, ich könnte unsere Geschichte durch deine Augen sehen.“
Wenn mein Kinn nicht auf seiner Brust liegen würde, dann würde es wohl gerade nach unten klappen. Nach drei langen Atemzügen schmiege ich mich wieder an ihn und sehe hinauf zum Sternenmeer. „Was würde ich denn sehen, wenn ich unser Märchen durch deine Augen betrachten könnte?“
Lange Zeit hebt und senkt sich seine Brust in einem ruhigen Rhythmus. Ich fürchte schon, dass ich gar keine Antwort mehr bekomme, als er plötzlich den Kopf neigt und ich instinktiv zu ihm aufblicke. „Du würdest ein umwerfendes Mädchen sehen, das damit kämpft, seinen Platz in einer größeren Geschichte zu finden.“
Sein trauriger Blick trifft mich mitten ins Herz und als Nächstes kommt meine Stimme heiser heraus. „Und wie würde ich mich fühlen, wenn ich dieses Mädchen ansehe?“
Jack schluckt. „Zerrissen … Du würdest sie für dich selbst haben wollen. Aber mehr noch als alles andere würdest du wollen, dass sie glücklich ist.“

Wie würden Riley und Jack dich jeweils mit 5 Adjektiven beschreiben?

Rileys Worte für mich: prinzessinnenhaft, zielstrebig, spaßig, beflügelt, gänzlich-untalentiert-mit-Pfeil-und-Bogen-umzugehen

Jacks Worte für mich: nachdenklich, willensstark, verträumt, talentiert, das letzte behält er für sich.

Gibt es weitere märchenhafte Geschichten aus deiner Feder?

Ja klar. Ohne Märchen wäre das Leben doch langweilig. ;)
Ich habe vor langer Zeit meine ganz eigene Version der Peter Pan Geschichte geschrieben. Hier gibt es auch eine tatsächlich Liebesgeschichte – und die dreht sich um Captain Jamie Hook. 
Wer sich also einmal in Nimmerland verlieren und in einen außergewöhnlichen Piraten verlieben möchte, der sollte sich vielleicht nach „Herzklopfen in Nimmerland“ umsehen. ;-)

Am 25.05.2019 erzählt und Marlies Lüer etwas zu ihren "Rosenmärchen".

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