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Freitag, 31. Mai 2019

Märchenhaft durch den Mai ~ „Der Axolotlkönig“ von Sylvia Rieß

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Was hat Cybermobbing mit dem Froschkönig zu tun? Das könnt ihr in „Der Axolotlkönig“ von Sylvia Rieß herausfinden.

Auf realistische Weise erzählt die Autorin eine Märchenadaption mit sehr düsterem Hintergrund. Mobbing in der Schule, Cybermobbing und die daraus resultierenden Folgen für den Betroffenen, Depression und selbstverletzendes Verhalten werden thematisiert. Dennoch wird ein leichter und unterhaltsamer Ton beibehalten, so dass das Märchen nicht zu dunkel wirkt.

Bild: Pixabay
Der Begriff Cybermobbing kommt aus dem Englischen und wird auch Internet-Mobbing, Cyberbullying oder Cyberstalking 

Unter Cyberbullying oder Cybermobbing versteht man die Beleidigung, Bedrohung, Bloßstellung oder Belästigung von Personen mithilfe von Kommunikationsmedien, beispielsweise über Smartphones, E-Mails, Websites, Foren, Chats und Communities.

Cybermobbing ist eine Form der Gewalt und unterscheidet sich wenig von klassischem Mobbing. Gerade junge Menschen sind oft davon betroffen - mit teils gravierenden Folgen für Täter und Opfer.

Die Ausgrenzung von Einzelnen oder ganzer Personengruppen durch Spott, Häme und Schikane ist unter Jugendlichen nichts Neues. Allerdings haben sich die Formen und Wege des Mobbings in den vergangenen Jahren sehr verändert. 

Cybermobbing nimmt immer mehr zu, es ist keine Ausnahmeerscheinung mehr. Konflikte werden immer häufiger über Kommunikationsmedien, in den sozialen Medien ausgetragen. Vor allem an Schulen tritt das Problem häufig auf. Das liegt vor allem daran, dass junge Menschen verstärkt über Soziale Netzwerke wie Facebook und Nachrichtendienste wie WhatsApp kommunizieren. Ganze Schulklassen oder Schulen sind auf diese Weise miteinander vernetzt. 
Bild: Pixabay
Hänseleien und Beleidigungen finden nicht mehr nur im Klassenzimmer, auf dem Schulhof oder dem Schulweg statt, sondern werden ins Internet verlagert. Dort ist es besonders leicht, andere zum Opfer zu machen - die Täter/innen wähnen sich sicher in der Anonymität des Netzes.

Das Internet scheint die Hemmschwelle für Mobbinga zu senken. Viele Kinder und Jugendliche trauen sich in der anonymen virtuellen Welt eher Beleidigungen oder Bloßstellungen von Menschen zu vollziehen. Der Übergang von Spaß oder Neckereien zur Gewaltausübung im Sinne von Mobbing ist fließend. Jungen Menschen fehlt oft das notwendige Unrechtsbewusstsein, die erforderliche Sensibilität für ihr eigenes Handeln. Andererseits erleben sie in Schule, sozialem Umfeld, Medien und Politik Erscheinungen und Personen, die durch vergleichbares Handeln den Eindruck erwecken, dass es in Ordnung sei, andere bloßzustellen oder zu beleidigen.

Online verfolgt Mobbing die Betroffenen bis nach Hause, sie können nicht entkommen, wissen oft gar nichts von der aktuellen Attacke. Rund um die Uhr können die Täter aktiv sein.

Zudem ist Cybermobbing öffentlich und Fremden zugänglich, es findet nicht nur innerhalb eines begrenzten Umfeldes statt. Und was einmal im Netz ist, ist nur sehr schwer oder gar nicht zu entfernen.

Cybermobbing - Zahlen und Fakten 

* Acht Prozent der jugendlichen Internetnutzer zwischen 12 und 19 Jahren sind selbst bereits Opfer von Cybermobbing gewesen.
* Von jedem Fünften der Jugendlichen wurden schon einmal falsche oder beleidigende Sachen per Handy oder im Internet verbreitet.
* 34 Prozent der Befragten haben jemanden im Bekanntenkreis, der durch Cybermobbing fertiggemacht wurde.
[Quelle: JIM-Studie 2016]
Bild: Pixabay

Es ist wirklich erschreckend, was sich an Schule und in den sozialen Netzwerken abspielt. Cybermobbing kann jeden treffen. Für die Betroffenen kann es schlimme Folgen haben, wie es Sylvia Rieß in „Der Axolotlkönig“ verdeutlicht. Leonie hat noch weitere Probleme und entflieht diesen auf eine selbstzerstörerische Art. 


Ich freue mich, dass Sylvia Rieß sich bereit erklärt hat,mir ein paar Fragen zu sich und ihrem Buch zu beantworten.

Wie kam die Idee zu "Der Axolotlkönig"?

Im Prinzip haben zwei Dinge den Auslöser dafür gegeben. Dazu muss ich aber ein ganz klein bisschen ausholen. Ursprünglich war ich immer überzeugt davon, dass mein Fantasy Epos „Der Stern von Erui“ die einzige Geschichte ist, die ich 'in mir' habe, die es wert ist, erzählt zu werden. Ich wollte diese schreiben und danach nichts anderes. 2016 habe ich mit Band 3 das ganze abgeschlossen und der After ENDE Blues der unter Autoren sehr berüchtigt ist, hatte mich voll im Griff. Allerdings war das auch genau die Zeit, in der so viele Märchenadaptionen am Markt erschienen. Ihnen gemein war ein schnulziger Klappentext und Mädchen in langen wallenden Ballkleidern auf dem Cover. Das hat irgendwie einen Teil meines kreativen Gehirns getriggert und ich dachte mir: Mensch, man muss doch auch modernde Märchen schreiben können mit und für junge Menschen, wo es nicht nur um Prinzessin sein geht und die einfach einen Mehrwert haben. Ein Bild, „Mädchen mit Axolotl“ das meine Schwägerin gemalt hatte und das heute als zentrales Element mein cover ziert, gab dann den letzten Impuls für die Geschichte und damit auch irgendwie für die Gründung der Märchenspinnerei. 

Weshalb hast du dir "Der Froschkönig" und "Die Schneekönigin" als Originalmärchen für deine Adaption ausgesucht?

Der Froschkönig ganz klar: Das Bild hatte es mir einfach angetan. Der kleine Axolotl auf der Hand des Sommersprossigen verträumten Mädchens. Es war einfach perfekt und gleichzeitig war es so fasch. Denn im Märchen vom „Froschkönig oder der eiserne Heinrich“ ist da kein Kuss, der den Frosch verwandelt. 😉 
Die Elemente der Schneekönigin, der zerbrochene Spiegel und das, was die Scherben anstellen, das kam mit dem Schreiben dann hinzu und rundete einfach meine ganze Idee ab. 

Was ist dein Lieblingsmärchen?

Ich habe viele Märchen, die ich mag, aber eines meiner liebsten ist mit Sicherheit „Der getreue Johannes“. Ich vermute, unbewusst hat das auch den Namen gegeben für einen meiner Hauptcharaktere im Stern. 😉 

"Der Axolotlkönig" ist ein recht düsteres Märchen, das wichtige und ernste Themen aufgreift. Mobbing/Cybermobbing, selbstverletzendes Verhalten und Depressionen sind nur drei davon. Was hat dich dazu veranlasst diese Themen in dein Märchen einzuarbeiten? Hast du persönlich Erfahrung mit diesen Problemen?

Wie ich bei der ersten Frage schon schrieb, war meine Intention von Anfang an, Geschichten mit mehr Tiefe aus diesen neuen Märchen entstehen zu lassen. Darum wurde dieses Einbauen gesellschaftlicher Tabuthemen für uns Märchenspinnerinnen Markenzeichen und höchstes Anliegen. 
Das Thema Mobbing habe ich tatsächlich gewählt, weil ich zu Schulzeiten selbst stark damit konfrontiert war. Allerdings ist Leonie keine autobiografische Verarbeitung von eigenen Erlebnissen. 

Die sozialen Netzwerke, die Präsenz in diesen, spielen für Jugendliche zunehmend eine größere und lebenswichtige Rolle. Wie stehst du dieser Entwicklung in den sozialen Medien gegenüber?

Ich sehe die neuen Medien als Chance, aber wie alles neue, gibt es moralische Grenzen, die ausgelotet werden müssen. Was sollen soziale Medien? Was dürfen sie? Wo muss man sie vielleicht sogar limitieren? Oder ist das schon wieder Meinungszensur? All das sind Dinge, die in mehr als einer Generation geklärt werden müssen. Ich selbst habe von Beginn meiner Autorenkarriere an immer gehört: Du musst in den SoMe präsent sein, als Autor, als Person. Ich habe mich darauf eingelassen und festgestellt, man versackt sehr schnell darin und die Belohnungsmechanismen sind ähnlich suchterregend wie bei manchen stark kritisierten MMORPGs, nur kommen sie der breiten Massen subtiler vor und darum sind sie fast gefährlicher. Ich habe mich also ein ganzes Stück weit von all dem wieder distanziert und achte sehr darauf, was ich poste. Klar teile ich auch persönliche Gedanken, aber vieles teile ich nicht und würde auch jedem dazu raten, sich immer bewusst zu sein, dass man nicht 'online' lebt. 

Hast du eine Lieblingsstelle oder ein Lieblingszitat im Buch? Verrätst du es uns?

Es ist die Stelle, an der ich meinen arroganten kleinen Fynn in einen Lurch verwandle. Er hat es an diesem Punkt der Geschichte einfach nur verdient. 😀 

Wie würden Fynn und Leonie dich mit 5 Adjektiven beschreiben?

Fynn würde vermutlich sagen: willkürlich und gemein, weil er meinetwegen zum Lurch wurde. 

Leonie vielleicht: mitfühlend aber auch fordernd, da sie sich ja mit ihren eigenen Emotionen auseinandersetzen muss. 

Fynn wird in einen Axolotl verwandelt. Magst du wie Leonie diese Schwanzlurche? Weshalb hast du dich ausgerechnet für dieses Tier entschieden und es in deiner Geschichte verewigt? 

Natürlich mag ich Axolotl. Ich habe selbst keine, aber sie durch das Aquarium und das Bild meiner Schwägerin natürlich kennen und lieben gelernt. Sie sind einfach faszinierende Geschöpfe. 

Was verbindest du persönlich mit Märchen?

Werte und Weisheiten. Ich sehe weniger die Kritik an neuen Umsetzungen wie zum Beispiel den 'altbackeneren' Disneyversionen, sondern selbst dahinter wollen sie immer noch etwas vermitteln. Beim Aschenputtel sind es wohl die Worte der Mutter aus dem Original: „Bleibe fromm und bescheiden mein Kind, dann wird es dir im Leben immer gut ergehen.“ Das mag alles nicht 'modern' klingen, doch ich denke, wir würden viel gewinnen, wenn wir uns auch ein wenig zurückbesinnen würden. Und natürlich geht es in Adaptionen auch darum, selbst neue Werte zu vermitteln und neue Weisheiten zu verstecken. 

"Der Axolotlkönig" ist im Märchenbereich anzusiedeln. Schreibst du auch Geschichten aus anderen Bereichen?

Ja. Wie oben ja schon erwähnt hätte ich noch vor 5 Jahren behauptet, dass ich niemals ein Jugendmärchen schreiben würde. Ich liebe das Fantasy Genre und vor allem, die sogenannte High Fantasy, also die Rettung der Welt, Gut gegen Böse, wie im Herr der Ringe. Mein liebstes Werk ist und bleibt mein „Stern von Erui“. 

Allerdings hat mir der Axolotlkönig die Tür zu neuen phantastischen Welten in meinem Kopf geöffnet. Ich habe mittlerweile sogar eine lustige 'FUN'tastische Geschichte kreiert und veröffentlicht mit „Der Herr der sieben Königreiche“ und es gibt so viele Ideen für neue Romane, dass ich in diesem Leben vermutlich nicht alle schreiben kann. Aber egal, wohin es mich auch verschlägt, ich finde immer wieder den Weg zurück nach Erui.

Vielen Dank für deine Zeit und Mühe, liebe Sylvia.

Ich hoffe ich konnte euch "Der Axolotlkönig" näher bringen. Ich kann euch diese Märchenadaption nur ans Herz legen.

Das war der letzte Beitrag in meiner Aktion "Märchenhaft durch den Mai". Es hat mir viel Spaß gemacht, ich habe viele schöne und spannende, traurige und ergreifende, unterhaltsame und witzige märchenhafte Geschichten entdeckt und nette Autorinnen kennengelernt. Im nächsten Jahr wird es garantiert wieder eine solche Aktion geben.

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