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Freitag, 10. August 2018

Rezension zu „Du wolltest es doch“ von Louise O'Neill

Rezension zu 
„Du wolltest es doch“ 
von Louise O'Neill

Cover: Carlsen





Buchdetails

ISBN: 9783551583864
Sprache: Deutsch
Fester Einband 368 Seiten
Verlag: Carlsen
Erscheinungsdatum: 25.07.2018








Inhalt:

Emma ist hübsch und beliebt, die Jungs reißen sich um sie. Und sie genießt es, versucht, immer im Mittelpunkt zu stehen: Das Mädchen, das jeden herumkriegt. Bis sie nach einer Party zerschlagen und mit zerrissenem Kleid vor ihrem Haus aufwacht. Klar, sie ist mit Paul ins Schlafzimmer gegangen. Hat Pillen eingeworfen. Die anderen Jungs kamen hinterher. Aber dann? Sie erinnert sich nicht, aber die gesamte Schule weiß es. Sie haben die Fotos gesehen. Ist Emma wirklich selber schuld? Was hat sie erwartet – Emma, die Schlampe in dem ultrakurzen Kleid? 
Ein aufwühlendes, vielfach preisgekröntes Buch.

Meine Meinung:

Die Bewertung dieses Buches fällt mir sehr schwer. Ich finde es nicht leicht, ein Buch mit solch ernstem Thema und solch einem Ausgang mit Sternen zu bewerten. Ich kann nicht sagen, dass mir die Geschichte gefallen hat, denn sie ist einfach schrecklich, grauenhaft für Emma, das Opfer. Das hört sich einfach falsch an für mich. Dennoch hat die Geschichte mich gepackt und tief berührt, denn es steckt leider viel zu viel Wahres drin. Auch wenn ich mit dem Ende nicht einverstanden bin, spiegelt es doch die Realität wieder. Immer noch gibt man viel zu häufig den Opfern die Schuld, die Beweiskraft liegt bei den Opfern, während die Täter als die Opfer dargestellt werden. Und wenn dann noch der Shitstorm in den sozialen Netzwerken hinzukommt, wundert es mich nicht, dass die Opfer irgendwann verzweifeln und aufgeben um ihr Recht zu kämpfen.

Ich war im Vorfeld sehr gespannt auf das Buch, auch wenn es mir schlussendlich doch schwer fiel, es zur Hand zu nehmen. Das Thema Missbrauch, Vergewaltigung ist sehr ernst und schwer und wieder leider viel zu selten an die Öffentlichkeit gebracht. Da ich eine Tochter im Teenageralter habe, lese ich immer mal wieder Bücher und beschäftige ich mich mit solchen Themen.

Der Einstieg in die Handlung ist mir nicht leicht gefallen. Der Erzählstil ist verworren und nicht einfach, flüssig und leicht zu lesen. Manche Sätze musste ich mehrmals lesen und doch ergaben sie keinen Sinn und Zusammenhang. Emmas Gedanken springen immer wieder hin und her, sind mit Klammern eingeschoben, was sich sehr anstrengend liest.

Die Handlung ist zweigeteilt. Emma vor und Emma nach der schrecklichen Nacht. Man erlebt sie im Umgang mit ihren Freunden, in der Schule, der Familie. Allerdings wird sie nicht sehr positiv dargestellt. Sie ist absolut unsympathisch. Eingebildet, arrogant, intrigant, falsch und verlogen. Keine Protagonistin mit der man gerne fiebert oder leidet. Dennoch hat keiner solch eine Tat verdient. 

Emmas Geschichte hat mich schockiert - in allen Bereichen. Ihre Gedanken wirken sehr realistisch auf mich, ich konnte sie nachvollziehen. Der Shitstorm im Internet war grauenhaft und schrecklich. Und keiner hat ihr geglaubt, stellte sie als Täterin da, die den Missbrauch und die Vergewaltigung durch mehrere junge Männer gewollt hat. Da sie auch noch lügt was die Tat betrifft und es zuerst abstreitet, wirkt sie nicht sehr glaubhaft. Dennoch ist der Verhalten der Außenstehenden einfach unbegreiflich.

Das Verhalten ihrer Familie bzw. ihrer Eltern war für mich fast das Schlimmste, denn ihr Bruder ist der einzige, der zu ihr hält und für sie einsteht und kämpft, als sie sich aufgeben will. Ihre Freunde lassen sie fallen, einzig ihr Jugendfreund und Nachbar versucht ihr beizustehen, was Emma allerdings nicht zulässt. Der Vater zieht sich komplett zurück, die Mutter trinkt zu viel und gibt ihr selbst auch die Schuld. Sie haben beide nur an sich selbst gedacht, an ihren Ruf, das Ansehen in der Gemeinde, ein unglaublich egoistisches Verhalten. Für mich als Mutter unvorstellbar.

Am Ende treiben alle Emma in die Ecke, so dass sie aufgibt. Die Eltern befürworten Emmas Entscheidung, unbegreiflich und unfassbar. Diese Entwicklung fand ich nicht richtig, ich hätte mir einen anderen Ausgang gewünscht, die Täter gehören bestraft. Dies hat mich ehrlich wütend gemacht, aber es ist realistisch und passt in unsere Gesellschaft. Genau so wird mit Opfern umgegangen.

Ich finde etwas schade, dass die Geschichte von Emma durch das Ende etwas hoffnungslos wirkt und durch ihre Entscheidung einen negativen Touch bekommt. Dennoch eine lesenswerte Geschichte, die nichts beschönigt und ins gute Licht rücken will, wo doch in der Realität sehr viel Dunkel herrscht.

Fazit:

Ernst, schonungslos, offen. 
★★★★☆
4 von 5 Sternen

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